Digitale Teilhabe und Bildung
31.1.2025

Finanzbildung von Kindern- und Jugendlichen

Digitale Zahlungsmittel: Schlüssel zur finanziellen Teilhabe für Kinder und Jugendliche.

Digitale Zahlungsmittel: Schlüssel zur finanziellen Teilhabe

Die Welt des Bezahlens hat sich radikal verändert – Bargeld verschwindet zunehmend aus dem Alltag, während digitale Zahlungsmethoden längst zur Norm geworden sind. In Deutschland zahlen laut einer Studie der Bundesbank mittlerweile über 58 % der Menschen vorrangig digital – sei es per Karte, Smartphone oder Online-Überweisung. Doch in der Kinder- und Jugendhilfe dominiert weiterhin Bargeld.

Warum ist das so? Und welche Auswirkungen hat dies auf die finanzielle Bildung und Selbstständigkeit junger Menschen? Die Umstellung auf digitale Zahlungsmittel wäre mehr als nur ein technischer Fortschritt – sie könnte Jugendlichen und jungen Erwachsenen helfen, frühzeitig Finanzkompetenz zu entwickeln und sich auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten.

Bar oder digital? Warum Verwahrgeld oft ein Problem ist

In vielen sozialen Einrichtungen wird das Geld der Klient:innen, das sogenannte Verwahrgeld, sicher aufbewahrt und in bar ausgezahlt. Das hat praktische Gründe: Bargeld ist einfach verständlich, direkt greifbar und unabhängig von technischen Voraussetzungen. Doch es bringt auch Herausforderungen mit sich:

  • Fehlende Flexibilität: Klient:innen können ihr Geld nur zu bestimmten Zeiten abheben und ausgeben.
  • Erschwerte finanzielle Bildung: Der Umgang mit digitalen Zahlungsmitteln wird nicht geübt, was den Einstieg in die eigenständige Haushaltsführung erschwert.
  • Erhöhtes Verlustrisiko: Bargeld kann verloren gehen oder gestohlen werden.
  • Eingeschränkte Teilhabe: Viele Online-Dienstleistungen – von Streaming-Abos bis hin zu App-basierten Mobilitätsangeboten – setzen digitale Zahlungsmethoden voraus.

Die Umstellung auf digitale Zahlungsmittel wäre also nicht nur ein technologischer Fortschritt, sondern ein echter Schritt hin zu mehr finanzieller Eigenständigkeit für Klient:innen.

Schuldenrisiko durch digitale Zahlungsmittel? Ein Vorurteil auf dem Prüfstand

Ein häufiges Argument gegen digitales Bezahlen in der sozialen Betreuung ist das Risiko der Verschuldung. Tatsächlich zeigen Studien, dass junge Menschen besonders anfällig für Überschuldung sind: Jeder fünfte Jugendliche zwischen 14 und 29 Jahren hat Schulden (Quelle). Die Ursachen reichen von unüberlegten Handyverträgen über Online-Shopping bis hin zu mangelnder finanzieller Bildung.

Doch gerade hier liegt der Schlüssel: Anstatt digitale Zahlungsmittel zu meiden, sollten soziale Einrichtungen aktiv die Finanzkompetenz ihrer Klient:innen fördern. Der bewusste Umgang mit Geld kann gezielt geschult werden – mit praktischen Tools, Budgetierungs-Apps und pädagogischer Begleitung.

Laut der Caritas haben viele Jugendliche Schwierigkeiten, ihre Ausgaben zu kontrollieren, weil sie nicht gelernt haben, mit Geld umzugehen. Das Problem ist also nicht das digitale Bezahlen selbst, sondern der fehlende Zugang zu finanzieller Bildung.

Das Risiko: Junge Menschen sind besonders anfällig für Überschuldung

Laut einer Untersuchung der Schufa stehen junge Menschen in Deutschland oft vor finanziellen Herausforderungen:

  • Fast 20 % der 14- bis 29-Jährigen sind bereits verschuldet (Quelle)
  • Handyverträge und Online-Shopping sind häufige Schuldenfallen (Quelle)
  • Ohne finanzielle Bildung fehlt vielen jungen Menschen das Wissen, wie sie mit Geld umgehen sollen (Quelle)

Diese Zahlen zeigen: Nicht das digitale Bezahlen ist das Problem – sondern der fehlende Zugang zu Finanzbildung.

Digitale Zahlungsmittel als Chance für die Jugendhilfe

In einer Welt, in der digitale Zahlungen immer wichtiger werden, ist es essenziell, dass Jugendliche frühzeitig lernen, mit ihnen umzugehen. Soziale Einrichtungen können hier als Wegbereiter wirken und junge Menschen auf ein eigenständiges Finanzleben vorbereiten.

Finanzkompetenz durch digitale Zahlungsmittel fördern

Der bewusste Umgang mit Geld kann aktiv geschult werden – mit praktischen Tools und gezielter pädagogischer Begleitung. Statt Barzahlungen könnten digitale Guthabenkonten mitsamt Karten genutzt werden, die:

  • eine klare Budgetkontrolle ermöglichen,
  • Verluste oder Diebstahl von Bargeld vermeiden,
  • und Jugendlichen beibringen, mit digitalen Finanzen umzugehen.
Sicheres digitales Bezahlen für Jugendliche ermöglichen

Um Jugendliche nicht direkt der Gefahr der Verschuldung auszusetzen, sollten soziale Einrichtungen kontrollierte digitale Zahlungsmethoden einführen. Denkbar wären:

  • Digitale Prepaid-Karten, die nur ein festgelegtes Guthaben enthalten, ohne Überziehungsmöglichkeit.
  • Bezahlkonten mit Tageslimits, um schrittweise finanzielle Verantwortung zu übernehmen.
  • Gemeinsame Finanzplanung mit Fachkräften, um Ausgaben bewusst zu reflektieren.
Finanzielle Eigenständigkeit als Ziel der Jugendhilfe

Digitale Zahlungsmethoden sind nicht nur praktisch, sondern auch ein wichtiges Lernfeld für die Selbstständigkeit. Junge Erwachsene, die aus der Jugendhilfe in ein eigenständiges Leben übergehen, stehen oft vor der Herausforderung, ein eigenes Bankkonto zu führen und finanzielle Verpflichtungen zu managen. Wer nie gelernt hat, mit digitalen Zahlungen umzugehen, hat es schwerer, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen.

Durch frühzeitige Schulung und digitale Bezahlmethoden in der Jugendhilfe kann verhindert werden, dass junge Menschen plötzlich mit Mietzahlungen, Abonnements oder Verträgen überfordert sind.

Wie soziale Einrichtungen den digitalen Wandel gestalten können

Der Übergang von Bargeld zu digitalen Zahlungsmitteln ist eine große Veränderung – und erfordert durchdachte Lösungen. Dabei geht es nicht nur um technische Aspekte, sondern auch um eine menschenzentrierte Gestaltung.

Bei Parto setzen wir uns dafür ein, dass soziale Einrichtungen nicht nur technologisch, sondern auch menschlich wachsen. Unsere digitale Lösung ermöglichen es, das Verwahrgeld sicher, transparent und flexibel zu verwalten – und gleichzeitig die finanzielle Bildung junger Menschen zu fördern.

Fazit: Finanzielle Teilhabe beginnt mit digitalem Lernen

Die Einführung digitaler Zahlungsmethoden in der Kinder- und Jugendhilfe ist längst überfällig. Sie ermöglicht jungen Menschen nicht nur eine größere finanzielle Eigenständigkeit, sondern bereitet sie auch gezielt auf die Realität des modernen Zahlungsverkehrs vor. Es braucht:

  • Kontrollierte digitale Bezahlmethoden wie Prepaid-Karten oder Guthabenkonten
  • Schulungen zur Finanzkompetenz, um Überschuldung zu verhindern
  • Strukturierte Begleitung durch Fachkräfte, um verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu erlerne um verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu erlernen

So können Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen aktiv dazu beitragen, dass junge Menschen in eine finanziell selbstbestimmte Zukunft starten – mit dem Wissen und den Werkzeugen, die sie für ein eigenverantwortliches Leben brauchen.

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